SNB im Fokus: Warum Negativzinsen derzeit weder nötig noch sinnvoll sind

Die Finanzmärkte rechnen erneut mit Negativzinsen, obwohl die SNB klar dagegen ist. Ein Rückgang des Euro/Franken-Wechselkurses von 93 auf 92 Rappen hat die Spekulationen auf Negativzinsen erneut angeheizt.

Einzelne Analysten, vor allem aus dem angelsächsischen Raum, befeuern diese Erwartungen. Die Renditen der Eidgenossen-Anleihen sind bis zu Laufzeiten von 5 Jahren unter null gefallen. Die 10-jährige Anleihe des Bundes rentiert nur noch 0.15%, verglichen mit 0.47% im August. Der 3-jährige Swapzins ist nun ebenfalls negativ. In den Saron-Futures zeigt sich die Erwartung von Negativzinsen allerdings nicht stärker als zuvor. Sie werden dort nicht ausgeschlossen, aber auch nicht als gegeben betrachtet. Ökonomische Gründe für eine weitere Zinssenkung der SNB gibt es keine.

Die Schweizer Wirtschaft ist zweigeteilt. Die Industrie leidet unter den US-Zöllen und der schwachen deutschen Autoindustrie. Der Binnenmarkt läuft dagegen gut. Gebaut wird praktisch überall, der Tourismus boomt und die Leute konsumieren. Der vorausschauende KOF-Konjunkturindikator deutet mit 98.0 Punkten ein unterdurchschnittliches BIP-Wachstum an, ist aber von einem Rezessionsniveau weit entfernt. Noch tiefere Zinsen in der Schweiz lösen weder den Handelsstreit mit den USA noch helfen sie den deutschen Autobauern auf die Beine. Die Zinskosten sind auch für die Industrie kein Grund zur Sorge.

Geringe Gefahr einer Deflation

Die Inflationsrate ist mit 0.2% nicht weit von der Nulllinie entfernt. Dennoch ist die Gefahr gering, dass die Inflation dauerhaft und deutlich in den deflationären Bereich fällt. Während die Güter und Waren billiger werden, steigen die Preise der Dienstleistungen mit 1.4% immer noch deutlich an. Der Preisanstieg in diesem Bereich hat zuletzt wieder zugenommen. Der Preisrückgang bei den Waren ist zudem von aussen getrieben, vor allem von den Energiepreisen, die um über 6% tiefer sind als vor einem Jahr. Auf letztere hat die SNB nur einen geringen Einfluss. Mit noch tieferen Zinsen in der Schweiz steigt die globale Nachfrage nach Erdöl nicht. Allenfalls wird der Franken etwas billiger, was sich in höheren Importpreisen auswirkt.

Starker Franken keine Belastung

Der Franken ist seit dem Sommer handelsgewichtet 2% teurer geworden, nachdem zuletzt der Euro unter dem Eindruck der chaotischen Politik in Frankreich geschwächelt hat. Die Aufwertung im ersten Halbjahr war der Schwäche des US-Dollars geschuldet, der gegenüber allen Währungen eingebrochen ist. In einem solchen Umfeld interessiert sich kein Devisenhändler und kein Anleger für die Zinsen in der Schweiz. Man darf auch nicht vergessen, dass der Franken im letzten Jahr schwächer geworden ist. Trotz des Dollar-Einbruchs und der jüngsten Euroschwäche ist der Franken im Vergleich zu Anfang 2024 nur um 2% teurer. Ein Anstieg, den der Inflationsvorteil für die Unternehmen mehr als kompensiert hat. Dass die Inflationsdifferenz zu den USA und zur Eurozone in nächster Zeit markant geringer wird, ist unwahrscheinlich.

Negativzinsen schaffen mehr Probleme als sie lösen

Eine Senkung des Leitzinses durch die SNB auf -0.25% macht keinen Sinn. Negativzinsen helfen der Industrie nicht. Wenn die SNB sie über einen schwachen Franken unterstützen möchte, müsste der Zins stärker gesenkt werden, zumindest auf die altbekannten -0.75% oder noch tiefer. Die daraus resultierenden Verzerrungen wie die ungezügelte Nachfrage nach Immobilien sind bekannt. Daher ist es gut, wenn die SNB bei einer Nullzinspolitik bleibt.

 

Quelle: GREGOR COMMUNICATIONS / St. Galler Kantonalbank
Bildquelle: Judith Linine/shutterstock.com




    So sparen Sie Steuern!

    Erfahren Sie mehr über die Seminare der Steuersparakademie und nehmen Sie Kontakt mit Steuerexperte Philipp Stadelmann auf!

    Loading...


    Ihre Daten werden sorgsam behandelt und für die Kontaktaufnahme mit Ihnen verwendet.

    MEHR LESEN